Abschlussvortrag von Prof. Dr. Erhard Olbrich auf dem Weltkongress „Horses for Body, Mind and Soul“ im August 2009 in Münster: Entwicklung durch Beziehung.

28. Januar 2010
Pferde frei auf der Koppel

Er geht auf die die verschiedenen Entwicklungsperioden im Leben eines Menschen ein und beschreibt in den einzelnen Lebensabschnitten, welche Erfahrungen Kontakte mit Pferden dabei jeweils vermitteln.

Angefangen vom Urvertrauen, das durch die weiche Berührung der Pferdenase beim Kleinkind vermittelt werden kann, können Pferde bei Jugendlichen ein Begleiter auf dem Weg zu einer eigenen Identität werden. Im Umgang mit Pferden bekommen Menschen eine unverfälschte und vorurteilslose Rückmeldung, es fällt ihnen in ihrer Nähe leichter, über sich selbst und ihre Nöte zu sprechen und Zugang zu tieferen Schichten der eigenen Person zu finden. Pferde können durch ihr Wesen, ihre weite Wahrnehmung und ihre Bereitschaft zum Mitbewegen und Mitgehen mit den Lebewesen in ihrer unmittelbaren Umgebung ihre Menschen auf eine schlichte Art vor „ungelebtem“ Leben bewahren. Im Erwachsenenalter können Pferde Menschen dazu verhelfen, authentischer zu werden.

Es sind vor allem Kinder und alte Menschen, die das uralte Erleben von Nähe und Verbundenheit mit anderem Leben einfach zulassen. Sie finden einen leichteren Zugang zu den Tiefenschichten ihrer Person und sie sind auch über sie intensiver mit den Menschen und den Tieren ihrer Umgebung verbunden, verspüren gern die Nähe zu ihnen – und auch zur gesamten Natur.

Pferde aktivieren schon durch ihre bloße Anwesenheit. Sie nehmen einen mit zum „Teilhaben an einem größeren Leben“, der Umgang mit ihren trainiert das Gedächtnis, lässt einen neue Aktivitäten lernen. Das Besondere daran ist, dass es sich um selbstgesteuertes Lernen handelt – lebenslanges Lernen, das im Zusammenleben mit Pferden ständig geschieht.
Bewegung wahrnehmen und veranlassen, Gefühle spüren und ausdrücken, akzeptiert zu werden, wie man ist, geht vielfach mit einer Stärkung des Selbstwertgefühls und der Selbstachtung einher.

Abschließend geht Prof. Olbrich auf die Besonderheit bei Demenz und Alzheimer-Krankheit ein und die dabei bestehenden Bedürfnisse der betroffenen Menschen.
Prof. Olbrich schließt seinen Vortrag mit den Worten: „Es ist eine ganzheitliche Entwicklung, die Menschen in Beziehung zu Tieren durchlaufen können. Und Eltern, Erzieher oder Therapeuten können vom Wissen um die positiven Effekte der Mensch-Tier-Beziehung lernen. Die Alternative erscheint ‚arm‘.“

Mit freundlicher Genehmigung durch Prof. Dr. E. Olbrich im Februar 2010.

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entwicklung-durch-beziehung-auch-zu-pferden.pdf (223,3 kB)

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